Über Bombi Summit nach Castlegar

Wir fuhren nicht gerade früh los, weil wir nach circa 4 km noch frühstücken wollten. In der Trucker Beiz gab es “scrambled eggs, bacon, hash brown and toasts”, auf die wir sehr lange warten mussten. Aber es war lecker wieder mal mehr zu essen als 2 Toasts und 2 Tassen Kaffee.

Mit vollem Bauch ging es dann zuerst mal rauf, Richtung Bombi Summit. Nach 10 km regelmässiger Strasse waren wir auf dem Pass, selbstverständlich im kleinsten Gang (für die technischen Freaks, 22 vorne und 32 hinten). Wir suchten ein paarmal vergeblich nach einem noch kleineren Gang. Wenn der Hebel nichts mehr hergibt, wird man brutal daran erinnert, dass man schon die längste Zeit im kleinsten Gang fährt. Hauptsache man kommt oben heil an, und hat noch Kraft um zu bremsen.

Nach der halben Abfahrt öffnete sich plötzlich die Sicht auf das Tal und wir sahen Castlegar in der Ferne. Noch 15 Minuten bremsen und wir standen vor dem Motel.

Wir entpackten die Fahrräder, legten uns einen halbe Stunde hin, gingen duschen, einkaufen, Kaffee trinken und plötzlich erkannte ich an der Strassenkreuzeug Martin. Seine Knie machen ihm zu schaffen, Tim möchte aber noch 25 km den Berg hoch. Martin schien gar nicht mehr so begeistert zu sein, und freut sich schon riesig auf Vancouver.

Da kommen wir her Bombi Summit, BC (1214 m) Castlegar, BC

Kootenay Pass, erster richtiger Pass

Wir sind bis jetzt noch nicht über Pässe gefahren. Crowsnest Pass haben wir kaum bemerkt, also war heute Kootenay Pass der erste, und dazu noch der Höchste auf unserem Weg nach Vancouver. Mit dem Mountain Bike ohne Gepäck wäre das fast ein kleiner Ausflug, aber mit 24 kg Gepäck und einem 16 kg Fahrrad entpuppte sich der Pass mit einem Höhenunterschied von 1’100 m und einer Steigung von 7.6% auf den letzten 4 km als einer der schwersten Tage bis jetzt.

Auf der Passhöhe, auf 1’775 m, trafen wir Eliane (Schweizerin) und Thierry (Belgier). Sie sind seit drei Jahren unterwegs, zuerst durch Russland, China, Vietnam, Thailand, Myanmar, Indonesien, Australien. Wir plauderten sehr lange, sie erzählten uns von abenteuerlichen Nächten unter Brücken, Nobelhotels in China, wo der Träger ihr ganzes Gepäck ins Zimmer trug, und von der grosszügigen Gastfreundschaft der Russen. Und dann stiessen noch zwei Deutsche, Martin und Tim (Fahrradkuriere) zu uns. Wir fuhren den Pass runter und dann dem Fluss entlang bis Salmo, wo wir an der Tankstelle unseren Tag feierten.

Bis Vancouver werden wir wohl jeden Tag einen Pass ersteigen müssen, aber Kootenay war der Längste !

Wir wissen noch nicht was uns erwartet Eliane und Thierry, seit drei Jahren auf dem Rad 7% während 22 km

Auch in den Bergen ist es windig

Von Cranbrook steigt der HW 3 leicht, folgt dann dem Moye See um schliesslich auf den letzten 70 km etwa 400 Höhenmeter zu verlieren. Also theoretisch wäre dieser Teil mit einfachem Sitzen und Bremsen zu bewältigen. Der starke Gegenwind machte uns aber einen gewaltigen Strich durch die Rechnung. Mit dem vorne und hinten bepackten Bike ist der Wind unser schlimmster Gegner: wir sind windschlüpfrig wie ein Werbeplakat. Auf jeden Fall löste der Wind unser Problem vom letzten Post.

Höhepunkt des Tages war ein einsamer Wolf etwa 50 m neben dem Highway. Tiere ignorieren den motorisierten Verkehr weitgehend, Fahrräder scheinen sie aber stark zu interessieren. Wir haben in Saskatchewan schon Füchse gesichtet, die uns minutenlang zugesehen haben. Vielleicht denken die, dass ein Radfahrer zwischendurch nicht so schlecht wäre!

Lake Moye near Cranbrook, BC

Wir sind zu schnell

Wir verliessen Fernie wegen der Tour de France etwas später. Der Crowsnest Highway ist hier nicht mehr gerade wie in der Prärie, sondern sehr kurvenreich und zum Teil unübersichtlich. Der Pannenstreifen ist grösstenteils immer noch schlecht und der rege Verkehr besteht aus Motorradfahrern, Lastwagen, Autos und Bussen. Man erkennt die Ferienzeit an den vielen Fahrrädern die mitgeschleppt werden. Viel mehr Fahrräder als wir auf der Strasse sehen. Vielleicht fahren die Leute damit nur auf dem Zeltplatz herum.

Wir sehen seit Regina, SK, jeden Tag Tourenfahrer, die Kanada durchqueren. Es ist ein sehr gutes Gefühl fast am Ziel zu sein. Die Bemerkung: “da habt ihr aber noch einen langen Weg vor euch”, die wir im Osten jedesmal anhören mussten, gibt es jetzt nicht mehr. Wir haben noch viel Zeit (fast 3 Monate), jetzt müssen wir die Tagesziele etwas verkürzen und noch mehr Pausentage einbauen. Weil es hier landschaftlich sehr schön und abwechslungsreich ist, wird es uns leichter fallen.

Wir sind jetzt in Cranbrook, BC.

Kurz vor Elko, BC