Ich bin sooo müde

Von einem Extrem ins andere. Mit Rückenwind läuft alles wie an der Tour de France, mit Gegenwind ist es nur noch TorTour.

Die Strecke nach Regina, SK, schaffte uns mehr als wir sie. Aufsteller des Tages war aber wiederum ein Gespräch vor dem Tim Hortons. Das rettete unseren Tag und wir fuhren mit vollem Enthusiasmus ins Motel.

Der Rezeptionist wunderte sich warum jemand aus der Schweiz Regina besuchen möchte und klagte dann fast 10 Minuten über seine Stadt. Er konnte uns aber auch nicht sagen wo er am liebsten leben möchte. Wieder ein Fall von “the grass is always greener on the other side of the fence” oder “andere haben es immer besser”. Dabei ist Regina gar nicht so schlimm. Es ist grösser als Bern, und die Einwohner scheinen es nicht eiliger zu haben als die Berner. Eigentlich sehr sympathisch.

Es ist wirklich flach

Mit dem Schnellzug nach Weyburn, SK

Wir fahren meistens mit starkem Gegenwind, manchmal mit wenig Wind und sehr selten mit Rückenwind. Wenn es dann mal passiert, dass die Wettervorhersage Wind voraussagt, den wir genau im Rücken hätten, dann lohnt es sich auf jeden Fall etwas früher aufzustehen. In Estevan, SK, einer boomenden kleinen Stadt (Erdöl) war es so. Wir fuhren richtung Nordwesten und der Wind sollte mit etwa 20 km/h aus Südosten kommen. Aus Angst der Rückenwind könnte gegen Mittag schwächer werden, waren wir um halb acht schon auf dem Rad.

Die Strecke von 92 km schafften wir in erstaunlichen 3:10 (28.67 km/h). Wenn aber bedenkt, dass das Tour de France Feld mit 42 km/h die 232 km zwischen Cholet und Châteauroux absolvierte, müssen wir noch etwas trainieren.

Ostwind ist in Saskatchewan meistens ein Zeichen von schlechtem Wetter. Die nächsten Tage werden wir sicher nicht auf dem Rad verbringen.

Erdöl oder Rapsöl? Internet am Strassenrand Popcornvolken

Wieder im Land der Kilometer

Unser Plan sah vor von Minot, ND, nach Kenmare, ND, zu fahren. Am Anfang verlief alles perfekt, aber der Wind wurde immer stärker. Sogar so stark, dass wir fast stehenblieben. Als wir Kenmare erreichten, besuchten wir das erste von zwei Motels. Es war kein Zimmer mehr frei. Auch im zweiten Motel waren schon alle Zimmer vergeben. Man riet uns zum Zeltplatz zu fahren. Als wir dort ankamen, mussten wir festellen, dass es weder Bäume noch Rasen gab, nur einen Haufen Wohnwagen.

Enttäuscht und ratlos gingen wir in ein kleines Restaurant. Die Wirtin hatte uns ein paar Kilometer vor Kenmare auf dem Weg zur Arbeit gesehen. Sie riet uns etwas zu essen und dann noch weiter ins 30 Km entfernte Bowbells zu fahren. Wie in Towner, gibt es dort einen schönen Stadtpark mit Swimming Pool, wo man gratis zelten kann. Weil der Wind am Abend meistens etwas nachlässt, konnten wir den Tag noch erfolgreich abschliessen.

Von Bowbells ging es weiter nach Portal, einer verkehrsreichen Zollstelle. Die Formalitäten waren schnell erledigt und wir gewannen in zwei Punkten:

  • Saskatchewan hat keine Sommerzeit.
  • In Kanada werden alle Distanzen in Km angegeben, also keine doofen Umrechungen mehr notwendig.

Hurra! wir sind wieder in Kanada.

Felder vor Kenmare, ND Abendsonne bei Bowbells, ND Upper Des Lacs Lake, ND

Von Devils Lake nach Minot

Zwischen Devils Lake und Minot gibt es kaum grössere Orte also auch kaum Tankstellen. Auf der insgesamt 200 Km langen Strecke gibt es nur in Rugby zwei Motels, die aber wegen dem 4. Juli schon lange im voraus ausgebucht waren.

Wenn wir schon zelten, dann bevorzugen wir es, am ersten Tag so weit wie möglich zu fahren. Wir waren schlussendlich sehr froh darüber. Am späten Nachmittag mussten wir auf die entgegenkommende Fahrbahn, weil unsere Seite neu gemacht wurde. Die Strasse war auf einer Länge von 20 Km gesperrt und wir hatten keinen Pannenstreifen mehr. Zum Glück gab es kaum Verkehr und uns überholte kein einziger Lastwagen.

In Towner fanden wir einen schönen Stadtpark, oder sagen wir Dorfpark (Towner hat ungefähr 500 Einwohner), wo das Zelten erlaubt ist. Restaurants waren geschlossen (Restaurant ist vielleicht ein wenig übertrieben), aber die Tankstelle war offen und wir konnten uns mit “junk food” eindecken. Ein Snickers, eine Trockenwurst mit Käse, zwei weiche Sandwiches und ein Kaffee stillen den Hunger, sind aber nichts im Vergleich mit den saftigen Steaks, die wir auf der Prairie grasen sahen.

Die restlichen 76 Km hätten eigentlich am nächsten Tag problemlos bewältigt werden können, aber bei 32 C im Schatten war das Fahren auf dem Highway-Asphalt eher Sauna als Radeln. Mit einigen Pausen erreichten wir nach Mittag Minot und stellten erfreut fest, dass es sogar in die Stadt runter geht. Vom tiefsten Punkt sahen wir dann mit Schrecken die Leuchtreklame des Motels am Hang. Die Aussicht auf ein klimatisiertes Zimmer und gutes Essen ist aber in solchen Situationen das beste Dopingmittel.

BNSF = Burlington Northern Santa Fe Nicht so flach! Schulbusfriedhof in Rugby, ND