Author: Martin

Wir mussten feststellen, dass unsere Kenntnisse was Geografie anbelangt ohne Wikipedia eher schwach sind. Als wir in Grand Rapids eintraffen, sahen wir das Schild “Mississippi River” und dachten dass es wohl mehrere Flüsse mit demselben Namen gibt. Weit gefehlt, die Quelle des Mississipi River befindet etwas westlich von Grand Rapids. Erstaunlich ist auch unser Kilometerstand, nämlich 3624 Km. Dies entspricht ungefähr der Länge des Mississippi River bis zum Golf von Mexico.

Und wie weit wäre das in Europa? Von Bern bis zum Nordkap.

Gestern fuhren wir von Ashland nach Superior. Die Landschaft ist anfangs hügelig, dann aber gegen Schluss geht es auf einer sehr grossen Strasse (Autobahn) sanft wieder ans Ufer des Lake Superior. Auf der anderen Seite der St Louis Bay befindet sich Duluth, Minnesota. Im Abendverkehr, nach langer Strecke, noch durch eine Stadt fahren macht keinen Spass. Wir entschlossen uns deshalb, das Super Slammin Summer Special des Days Inn Motels anzunehmen. Als die Empfangsdame darauf bestand den Coupon auf Papier ausgedruckt zu kriegen, erklärten wir ihr, dass wir auf dem Bike zwar einen Laptop hätten, aber keinen Drucker.

Unsere Adresse können übrigens auch die wenigsten Emfpfangsdamen richtig abschreiben (wir haben das Buchstabieren aufgegeben und schreiben es immer gleich auf), die komische Telefonnumer mit einem +4179 verstehen sie ebensowenig wie das CH für Switzerland, das sie vergeblich in der Liste irgendwelcher Staaten suchen oder den Wohnort im Pass. Nach soviel Mühe, genügt ihnen die Kreditkarte, also warum nicht direkt danach fragen?

Wie durch Zufall fanden wir heraus, dass in Duluth der Willard Munger State Trail startet. Wir folgten diesem zwar nur über 20 km. Das alte, neu geteerte, Eisenbahngleis führte uns aber sehr elegant über die Hügel hinter Duluth. Man stelle sich vor, 200 m Höhenunterschied auf 10 km, das geht schon fast bergab!

Wir verliessen Michigan und werden zwei Tage in Wisconsin verbringen. Wir sind zwar immer noch am Lake Superior, aber an der westlichsten Spitze. Wisconsin besitzt etwa 160 Km des Lake Superior und ist somit einer der wenigen Staaten, die an zwei der fünf grossen Seen liegen. Michigan hat sogar an vier Seen eine Küste.

Die Landschaft ändert sich nicht viel, aber wir sehen mehr landwirtschaftliche Betriebe. Aber auch in diesem Staat leben die meisten Leute 500 Km südlich, weil es hier oben nicht viel Arbeit gibt.

Wir sind schon über 500 Km auf der Upper Peninsula von Michigan (Obere Halbinsel, weil Michigan aus zwei Halbinseln besteht) unterwegs. Die Landschaft besteht hauptsächlich aus riesigen Wäldern und Seen, vermutlich Finnland sehr ähnlich. Viele Einwanderer stammen aus Skandinavien, vor allem Finnland.

Die Glanzzeiten der meisten Städte und Dörfer sind längst vergangen. Die Landflucht ist sehr ausgeprägt, und hat sich in den letzten 20 Jahren noch verstärkt. Motels sind verlassen, Lebensmittelläden gibt es nur noch wenige und weit entfernt.

Die Sprache der Einheimischen ist sehr typisch, sie enden jeden Satz mit “hé” oder “ey”. Das ist uns schon in Sault Ste Marie aufgefallen, wir wussten aber noch nicht, dass es sich über die ganze Obere Halbinsel erstreckt.

Nach Marquette mussten wir unsere Etappen den Übernachtungsmöglichkeiten anpassen. Wir fuhren eine kleine Strecke bis Three Lakes, wo wir im Bear Paw Inn drei Kanadier auf Fahrrädern trafen (mit Etappen von 200 Km pro Tag aber etwas zu schnell für uns, aber sie fahren nur um den Lake Superior). Dann am nächsten Tag bis Bruce Crossing. Das einzige Motel in Bruce Crossing, Tulppo’s Motel, werden wir nicht weiterempfehlen auch wenn die Preise unschlagbar sind. Am westlichen Ende der Halbinsel, nahe der Grenze zu Wisconsin, ist die Menge der Motels unerklärlich, denn auf einem Kilometer sind es mindestens 10. Wir haben uns nicht für das Billigste entschieden.