May the wind be with you!

Die Strassen in Upper Michigan sind vorbildlich. Zwischen Munising und Marquette können wir auf dem 4 Meter breiten Pannenstreifen fast immer nebeneinander fahren. Beim gemütlichen Plaudern verlängern sich zwar die Fahrzeiten aber wir können dafür die Sehenswürdigkeiten oder Merkwürdigkeiten “live” kommentieren.

So wie als uns ein einsamer Radfahrer (der einzige seit Tagen) entgegenkam und mit einem breiten Lächeln im Gesicht brüllte: “May the wind be with you!”. Er im T-Shirt und wir mit Regenjacke und Handschuhen. Dreimal darf der Leser raten, wer von uns Rückenwind hatte.

In Marquette angekommen, besuchten wir als erstes das Michigan Tourist Center (immer gut für billige Motelpreise). Wir kamen im richtigen Augenblick an, wir konnten uns gerade noch für das 100 Meilen Strassenrennen einschreiben. Diese Wochenende findet das Superior Bike Fest in Marquette statt, Resultate werden am Montag publiziert!

Lake Superior Strand in der Morgenkälte Blumenveloständer Marquette, MI

Auf der Geraden nach Munising

Von Newberry ging es wieder auf der HW-28 weiter. Als wir in Seney um die Mittagszeit eintrafen, mussten wir feststellen, dass es an der einzigen Tankstelle ausser Alkohol und Chips nichts für hungrige Radfahrer gibt.

Beeindruckend war das darauffolgende 40 Km lange Teilstück zwischen Seney und Shingleton. Keine einzige Kurve, kein Hügel, keine Häuser, einfach nur geradeaus. Damit die Autofahrer auf dieser Strecke nicht einschlafen, wurde der Mittelstreifen ausgefräst. Jedesmal wenn ein Fahrzeug sich von hinten näherte, hörten wir ob es nur kurz ausholt (einmal drrrrrr) oder einen weiten Bogen macht (zweimal drrrrr). Kein Rillengeräusch bedeutete meistens, dass sich ein grosser Holztransport näherte.

Tahquamenon Artesian Well Water Co, Pleite? Interlochen oder Interlaken Nach der Kurve, 40 Km geradeaus

70 bei 48, was ist das schon!

Nach 8 Wochen reisen und 7 Wochen auf dem Rad, haben wir uns drei Tage Pause in Sault Ste Marie, Ontario, gegönnt.

Dieser Ort entspricht etwa einem Drittel der gesamten Strecke die wir fahren möchten. Für Kanadier ist es wichtig ihr Land von Westen nach Osten (am häufigsten) oder umgekehrt zu bereisen. Wir sind nicht so sehr an die Transcanada gebunden und können frei nach Lust und Laune unsere Route wählen. Deshalb fuhren wir wieder über die US Grenze nach Michigan. Die nächsten Tage werden wir auf dem HW 28 unterhalb des Lake Superior verbringen.

Nach drei Tagen “dolce far niente” waren wir heute morgen so sehr in Stimmung, dass uns weder die Temperatur von 48 F (9 C) noch die Distanz von 70 Meilen (112 Km) davon abhalten konnten, wieder auf unser Fahrrad zu steigen. Laut Wetterprognose war leichter Regen (sprinkles) zu erwarten, stattdessen hat es von 10h00 bis 18h00 nur einmal geregnet. Wir wussten oft nicht ob wir auf dem Fahrrad oder im Kanu sitzen. Am Schluss war nur noch ein Körperteil trocken, nämlich der, der auf dem Sattel sitzt.

Beim warmen Duschen wird einem bewusst, dass Wasser nicht gleich Wasser ist.

Traue nicht immer Google maps

Ein grosses Gewitter aus Michigan ist über Nacht südlich von Thessalon vorbeigezogen. Der Himmel war am Morgen klar, was bedeutete, dass wir weiterfahren konnten. Etwas unsicher ob es auch den ganzen Tag trocken sein würde, starteten wir früher als üblich. Nach 20 Km stoppten wir zum frühstücken: 2 Eier, Kartoffeln, Speck, getoastes Brot mit Butter und Kaffee.

Unser Tischnachbar hörte mit, wie uns die Bedienung mit Fragen durchlöcherte. Als er aufstand, kam er auf uns zu. Er sei zu seinem 60. Geburstag auch durch Kanada geradelt. Er sei in Bruces Mines geboren, habe in Boston studiert. Ich fragte ihn dann ob er es noch einmal machen würde. Er möchte lieber noch einmal um die Welt segeln, aber es sei schwierig die richtigen Leute dafür zu finden. Ich bin dabei, aber ich muss vorher noch kurz nach Vancouver radeln.

Nach 10 mühsamen Kilometern (Frühstück war gut, aber etwas schwer für Sportler), überholte uns ein Auto und stoppte. Der gleiche Typ stieg aus und empfahl uns die Highway 17 kurz vor Echo Bay zu verlassen und links auf der alten Highway 17 zu fahren. Bei Google Maps sieht man nur diesen Highway, der neue 4-spurige ist noch gar nicht eingezeichnet :-)

Dank diesem Tipp fuhren wir durch die Garden River First Nation, stoppten bei einer Tankstelle wo uns die Leute sehr liebevoll befragten und alles Gute für die Weiterfahrt wünschten.

Der kurze Weg bis Sault Ste Marie mussten wir mit starkem Gegenwind machen, ein kleiner Denkzettel der Natur, dass es nicht immer nur in die bessere Richtung gehen kann.

Bruce Mines, Ontario Vierspurige Autobahn Dies ist Indianerland